Jung und wahnsinnig talentiert: Latrell Großkopf

Als am Freitag, 16.06.2023, gegen 22:30 Uhr, der Konfettiregen durch die Ratiopharm-Arena flog und der neue Deutsche Meister, Ratiopharm Ulm, die BBL-Meisterschaftstrophäe in die Höhe stemmte, war im Hintergrund ein junger Akteur dabei, der über beide Wangen nur so strahlte: Latrell Großkopf. Zwar blieb der Forward 2022/23 ohne Einsatz in der easycredit-BBL, doch wenn der Erstligist trainierte, war Latrell stets dabei: „Das war schon etwas Besonderes, schließlich war es die erste Ulmer Meisterschaft der Vereinsgeschichte“, so der Brettspieler. „Auch wenn ich keine Einsatzzeit in der BBL erhalten habe, so habe ich die Entwicklung des Teams von der ersten Sekunde an hautnah mitverfolgen können. Das wir am Ende den Titel gewinnen konnten, war schier unglaublich.“ Jetzt geht es für den Korbjäger im Dress der BAYER GIANTS weiter.

Großkopf wurde am 20. August 2001 in Hannover geboren. In der niedersächsischen Hauptstadt lebte er sieben Jahre lang, bevor die Familie nach Rotterdam zog. In den Niederlanden startete auch die Basketballkarriere des sympathischen Athleten, der sich schnell für den Sport mit dem orangenen Leder begeistern konnte. Mit 13 ging es dann zurück nach Deutschland, genauer gesagt nach Hamburg. Dort spielte Latrell noch ein paar Jahre, bevor es nach Ulm ging. Der Hannoveraner ist in jungen Jahren bereits gut herumgekommen: „Wenn mich jemand fragt, wo ich herkomme oder mit welchem Ort ich mich identifiziere, sage ich immer: Ich bin ein Hamburger Jung“, gibt Großkopf schmunzelnd zu Protokoll.
In der OrangeAcademy spielte er u.a. für die NBBL der „Spatzen" und wurde dort schnell zum Leistungsträger. In seiner letzten U19-Spielzeit 2019/20 erzielte Großkopf im Durchschnitt starke 15,0 Punkte pro Spiel. Gleichzeitig wurde er schnell zu einem wichtigen Part der Ulmer Zweitvertretung in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB. 2018, im zarten Alter von 17 Jahren, feierte Latrell sein Debüt in der dritthöchsten Spielklasse – ausgerechnet gegen die BAYER GIANTS Leverkusen. Der athletische Vierer erhielt in der Folge Jahr für Jahr mehr Minuten bei den Schwaben. In der Saison 2021/22 konnte Großkopf gleich in 13 Begegnungen zweistellig scoren. Den Depant GIESSEN 46ers Rackelos streute er 23 Zähler ein, gegen den BBC COBURG konnte er sein erstes „ProB Double-Double“ einheimsen (19 Punkte und zehn Rebounds). In 2022/23 stieg das Pensum des Norddeutschen weiter an. Neben der ProB war er, wie bereits oben erwähnt, viel mit der BBL-Vertretung der Ulmer unterwegs. Die individuellen Statistiken in der ProB waren zwar etwas schwächer als in der Saison zuvor (7,6 Punkte und 5,1 Rebounds pro Partie, bei einer durchschnittlichen Einsatzzeit von 27:15 Minuten auf dem Parkett), aber Großkopf arbeitete hart und übernahm Verantwortung: „Ich war in der gerade abgelaufenen Saison der zweitälteste Spieler der Zweiten und gehörte zu den Führungsspielern einer sehr talentierten Truppe“, so Großkopf über seine Rolle bei den Ulmern.

Jetzt freut sich Latrell Jamal, so sein voller Vorname, auf den Rekordmeister. Es gab mehrere Gründe, wieso er sich für den Klub entschieden hat: „Zum einen hat Coach Hansi Gnad selber auf einem sehr hohen Level gespielt und ich glaube, dass ich einiges von ihm lernen kann. Zum anderen kenne ich Marius Stoll gut aus unserer gemeinsamen Zeit in Ulm. Wir beide haben immer sehr gut miteinander harmoniert und auch er war einer der Gründe, wieso ich mich für BAYER entschieden habe.“ Allerdings haben auch die GIANTS als Organisation eine wichtige Rolle gespielt: „Man spricht mit vielen Spielern und hört einiges über Vereine. Leverkusen gilt als sehr professionell geführter Klub, der sich in den vergangenen Jahren super entwickelt hat. Das gesamte Umfeld ist toll und auch die Stimmung auf den Rängen ist gut. All das hat mich dazu bewogen, bei den GIANTS zu unterschreiben.“ Natürlich hat sich der 21-Jährige auch Ziele gesteckt: „Ich möchte mich persönlich weiterentwickeln und von den vielen erfahrenen Spielern im Kader lernen. Mit der Mannschaft darf es nur ein Ziel geben und das ist der Aufstieg in die ProA. Dafür werde ich stets 100 Prozent geben, das kann ich den Fans fest versprechen.“

Headcoach Hansi Gnad beschreibt seinen neuen Schützling mit folgenden Worten: „Latrell kommt aus einem sehr guten Basketballprogramm in Deutschland und hat sich dort über die vergangenen Jahre sehr gut entwickelt. Er ist ein Vierer mit einem guten Wurf jenseits von der Dreipunktelinie, der aber aufgrund seiner hohen Athletik auch in Nähe des Korbes abschließen kann. Von seinen Anlagen her erinnert er sehr stark an Melvin, dessen Platz er bei uns einnehmen soll. In unseren Gesprächen hat er einen ambitionierten Eindruck hinterlassen. Sein Wille war spürbar und sein großer Wunsch ist es demnächst ProA zu spielen. Ich verspreche mir sehr viel von seiner Verpflichtung und freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm!“

Christopher Kwiotek