Die filmreife Entwicklung des Joel Lungelu

kommt aus der BAYER-Jugend und hat sich festgespielt / Foto: Frank Fankhauser (@effefffoto)
kommt aus der BAYER-Jugend und hat sich festgespielt / Foto: Frank Fankhauser (@effefffoto)

Joel Lungelu spielt seit der U10 Basketball und steht heute einigen Widrigkeiten zum Trotz das zweite Jahr im Profikader der BAYER GIANTS.

Die Geschichte von Joel Lungelu ist die eines Jugendlichen, der an der Seite seiner alleinerziehenden Mutter in einem prekären Umfeld groß geworden ist und der inzwischen kurz vor dem Fachabitur steht.

Es ist auch die Geschichte eines pummeligen Kindes, dem es durch viel Disziplin gelungen ist, seinen massigen Körper in den Griff zu bekommen, bis hin zu einem athletischen Body, mit dem er auch im Spitzensport physisch bestehen kann.

Es ist aber auch die Geschichte eines Jungen, der vom Fußball zum Basketball gekommen ist, der seit der U10 mit dem orangenen Ball beim TSV Bayer 04 spielt, schwierige Phasen überstanden und es mit 18 Jahren in den Profi-Kader der BAYER GIANTS geschafft hat.

Joel Lungelu, Power Forward des Rekordmeisters, ist dort angekommen, wo ihn bis vor vielleicht zwei Jahren kaum jemand gesehen hat – auch er selber nicht: Der 19-Jährige ist Profi-Basketballer in einem Bundesliga-Club. Derzeit läuft es im ProA-Team persönlich richtig gut für den gebürtigen Herner, der mit fünf Jahren mit seiner Mutter nach Wiesdorf gezogen war. Als reiner Bankspieler wurde Joel in den ersten Spielen der aktuellen Saison schnell ins kalte Wasser geworfen, als die etablierten Profis noch nach ihrer Form suchten. Für den angehenden Fachabiturienten eine gute Gelegenheit zu zeigen, wo seine Stärken liegen: Als 2,05 Meter großer Außenspieler hat er einen respektablen Wurf, zu dem er sich auch vor 1.600 Zuschauern in der Ostermann nicht zweimal bitten lässt. Zu Recht: Im Spiel gegen Tübingen landeten drei von fünf Würfen im Netz. Zudem verfügt der 118 Kilogramm schwere Athlet über einen guten Zug zum Korb, den er ebenfalls schon unter Beweis stellen konnte.

Während der Saisonstart für das Team mit einem Sieg und danach vier Niederlagen in Serie schlechter kaum hätte sein können, machte Joel für sich das Beste daraus. So wie er eigentlich immer versucht hat, das Beste aus der Situation zu machen. Als er als 12-Jähriger nicht nur einen Kopf größer war als alle anderen, sondern ihm aufgrund seines Übergewichts auch kein Trikot passte, steuerte er konsequent gegen: Jeden Tag nutzte der Junge nach der Schule den Kurz-Tarif im CaLevornia, um Bahnen zu schwimmen und Kilos runterzubekommen. Mit Erfolg, Schritt für Schritt ging sein Körper Richtung Normalität. „Basketballerisch war ich in den ersten Jahren ein reiner Rollenspieler, ich war vor allem groß und breit“, erinnert sich Joel.

Einen richtigen Schub bekam seine Entwicklung im U16-Alter, als er von 1,86 Meter auf 2,00 Meter geschossen ist. Gleichzeitig entwickelte er sich technisch weiter, so dass er auch auf dem Feld mehr Verantwortung übertragen bekommen hat. „Da ist mir zum ersten Mal in den Sinn gekommen, dass ich es vielleicht mal in den Bundesliga-Kader schaffen könnte.“ In der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) reifte sein Spiel zusehends und er wurde mehr und mehr zum Leistungsträger. Wertvolle Spielpraxis sammelt er inzwischen als Stammspieler in der 2. Herrenmannschaft, die in der 1. Regionalliga, der höchsten Liga in NRW, spielt.

Dabei ist es noch gar nicht lange her, da hätte Joel sich fast um den Lohn seiner harten Arbeit gebracht. Als mit Beginn der Pandemie das Leben auf einmal stillstand, brach auch für den damals 17-Jährigen von jetzt auf gleich alles Weg. Keine Schulbesuche mehr, kein Training, nichts. In dieser äußerst herausfordernden Zeit musste sich auch Joel immer häufiger dem inneren Schweinehund geschlagen geben. Das Ergebnis: Am Ende wog er 140 Kilogramm. Neben seiner Mutter hat einer allerdings immer an ihn geglaubt. Jacques Schneider, zu der Zeit sein Headcoach in der NBBL und Co-Trainer von Hansi Gnad im ProA-Team, brachte ihn zurück in die Spur. „Sobald es ging, haben Jacques und ich Tag für Tag auf dem Freiplatz trainiert“, erinnert sich der Bruder von vier Halbgeschwistern. Das Ergebnis ist bekannt: Joel schaffte tatsächlich den Sprung in den Trainingskader, seit dieser Saison hat er seinen ersten Profivertrag bei den GIANTS. Parallel bastelt er an seinem Fachabitur, das er nächstes Frühjahr abschließen wird. „Ohne Jacques wäre ich heute ein anderer Mensch“, so sein nachdenklicher Rückblick.

Und was kommt nach der Schule? „Ich setze erstmal voll auf Basketball, um zu sehen, wie weit es geht. Wenn es nichts wird, möchte ich studieren. Soziale Arbeit würde mir Spaß machen, ich würde gerne ein Jugendhaus aufbauen, davon gibt es viel zu wenige“, erklärt Joel. Auch Physiotherapeut wäre eine Alternative. „Joel steht erst am Anfang seiner Karriere“, ist sich Jacques Schneider sicher. „Aber er muss Tag für Tag an seinem Spiel und seinen Defiziten arbeiten.“

Wo auch immer es den sympathischen Basketballer hinziehen wird: Mit demselben Ehrgeiz und derselben Disziplin, die ihn in den Profi-Kader gebracht haben, werden sich für ihn auch in Zukunft noch einige Türen öffnen.

Uwe Pulsfort

Steckbrief Joel Lungelu

Geburtstag 20. August 2003
Geburtsort Herne
Nationalität Deutsch
Position Power Forward / Center
Größe 2,05 m
Gewicht 115 kg
Trikotnummer #55
Letzte Vereine BAYER GIANTS Leverkusen
Statistiken (letzte Saison) 3,3 Punkte pro Spiel (ProA)
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