Schulterschluss für ehrgeizige Ziele

Wie groß das Interesse an der Zukunft des Leverkusener Bundesliga-Basketballs ist, zeigte schon die Resonanz auf die Einladung: Etwa 80 Partner und Interessierte, unter ihnen auch Oberbürgermeister Uwe Richrath, hatten sich angemeldet, um sich – ohne jegliches Rahmenprogramm – vorwiegend mit der wirtschaftlichen Lage der Abteilung zu befassen.
Abteilungsleiter Frank Rothweiler skizzierte den groben Rahmen. Er unterstrich, dass der Etat, den der Gesamtverein aus Mitteln der Bayer AG zur Verfügung stellt, eine sehr solide Basis bilde, die angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Situation des Konzerns keineswegs selbstverständlich sei. „Dafür sind wir sehr, sehr dankbar. Alles, was darüber hinaus geht, also auch ein möglicher Aufstieg in die ProA, müssen wir mit externen Partnern realisieren“, stellte Rothweiler klar.
Geschäftsführer Henrik Fronda untermauerte die Einleitung mit Zahlen und erklärte, dass der Zuschauerschnitt seit der Aufstiegssaison 2018/2019 um fast 80 Prozent auf inzwischen über 1.500 gestiegen ist. Bei den externen Sponsoringeinnahmen gab es sogar eine Verdoppelung. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit den GIANTS wieder so viele Menschen erreichen und diese Woche für Woche mit unserem Sport begeistern können“, führte Henrik Fronda aus. Gleichzeitig betonte er, dass die Strukturen nachhaltigen wachsen müssen. Das sei auch der Grund gewesen, warum in der vergangenen Saison das sportliche Aufstiegsrecht abgelehnt wurde. „Wir haben die vorhandenen Ressourcen nicht für einen Schnellschuss, sondern für strukturelle Entwicklung eingesetzt“, erläuterte Fronda. Die Mittel seien vor allem in die personelle Infrastruktur geflossen, um das bundesweit anerkannte Nachwuchsprogramm zu stärken. „Wir zählen mit unserer Nachwuchsbundesliga-Mannschaft ununterbrochen zu den Top 16 in Deutschland und dieses Niveau möchten wir auf jeden Fall erhalten oder gar erhöhen“, so Henrik Fronda. Allerdings sei auch dafür wichtig, mit der Profimannschaft in der ProA zu spielen, damit die ausgebildeten Jugendspieler nicht frühzeitig zu umliegenden Vereinen abwanderten. Mit Blick auf eine mögliche ProA-Lizenz verwies Fronda auf deutlich höhere Kosten sowohl für den Spielbetrieb als auch für den Kader, zumal dieser derzeit den geringsten Spieleretat der vergangenen sieben Jahre zur Verfügung hat.
Headcoach Mike Koch erlaubte den Gästen einen Blick in den sportlichen Alltag. Mit der Leistung seiner Mannschaft ist der Europameister von 1993 bei nur einer Niederlage verständlicherweise sehr zufrieden. Gleichzeitig betonte er, dass das Team mit nur acht Profis und vier Nachwuchsspielern permanent am Limit spiele und trainiere. „In der ProA, wo noch intensiver und mit höheren Umfängen trainiert wird, kommen wir mit so einem Gerüst nicht aus“, prophezeite der Coach. In dieselbe Kerbe schlug Sportdirektor und Co-Trainer Hansi Gnad: „Vergangene Saison haben wir erlebt, was passiert, wenn uns ein Leistungsträger in den Playoffs wegbricht,“ erinnerte Gnad an den Ausfall von Sebastian Brach und dem folgenden Viertelfinal-Aus. „Bestenfalls könnten wir noch in der laufenden Saison einen Spieler verpflichten, der uns für den Rest der Saison mehr Stabilität verleiht.“ Auch für den Fall eines tatsächlichen Aufstiegs in die ProA bleiben die Ziele ehrgeizig: „Ich möchte mit den GIANTS auch in der ProA eine vernünftige Rolle spielen“, betonte Mike Koch.
Marketingleiter Omar Rahim skizzierte die Kooperationsmöglichkeiten, die schon jetzt eine enorme Bandbreite haben. Sie reichen von klassischen Sponsoringpaketen über Präsenz in Livestream und sozialen Medien, bis hin zu sozialen Aktivitäten oder der Unterstützung im Bereich Recruiting und der Fachkräftevermittlung. „In den vergangenen zwei Jahren sind bereits sehr interessante Formate entstanden. Wir haben noch viele weitere Ideen, wie wir gemeinsam mit unseren Partnern die Stadtgesellschaft unterstützen können“, unterstrich Omar Rahim. Und konkret an die Partner gerichtet: „Wenn jeder seinen Anteil erhöht, sind wir schon einen guten Schritt weiter. Zudem gibt es noch diverse Werbemöglichkeiten, die auch in der Halle nicht ausgeschöpft sind.“
Auch der vermutlich prominenteste GIANTS-Fan wandte sich an die Anwesenden: Für den früheren Werkself-Kapitän Stefan Kießling, in „Freak City“ Bamberg als Basketball-Fan sozialisiert und seit vielen Jahren Dauerkarten-Besitzer bei den GIANTS, ist der Leverkusener Basketball eine Herzensangelegenheit. „Ich sitze ganz bewusst hinter der Spielerbank, um diese tolle Atmosphäre mitzubekommen. Die Spiele in der Ostermann-Arena machen immer unheimlich viel Spaß. Die GIANTS haben jede Unterstützung verdient“, so der Apell von „Kies“.
Nach dem wohldosierten Infoblock war für die Gäste wieder ausreichend Gelegenheit, um bei Fingerfood und Getränken miteinander ins Gespräch zu kommen oder gar schon erste Ideen für künftige Modelle auszutauschen. Die einzelnen Unterhaltungen bestätigten den an dem Abend dominierenden Gesamteindruck: Es herrscht ein vielversprechendes Einvernehmen, die ambitionierten Ziele der GIANTS gemeinsam im Schulterschluss anzugehen.
Uwe Pulsfort