"Die Saison startet wieder bei null"

GIANTS-Coach Michael "Mike" Koch richtet den Fokus auf die Playoffs / Foto: Frank Fankhauser
GIANTS-Coach Michael "Mike" Koch richtet den Fokus auf die Playoffs / Foto: Frank Fankhauser

Die BAYER GIANTS haben eine überragende Hauptrunde gespielt und konnten die ProB-Nord mit 25 Siegen aus 26 Partien für sich entscheiden. Zeit also, um ein Zwischenfazit zu ziehen. Im Interview mit Headcoach Michael "Mike" Koch sprachen wir über die Hauptrunde, ein besonderes Spiel in Wedel und was die ProB auszeichnet...


Mike, eine lange Hauptrunde geht nach 26 Spieltagen zu Ende. Wie bewertest du die reguläre Saison aus deiner Sicht?

Für uns ist die Hauptrunde 2024/25 sehr gut verlaufen. Wir sind von schweren Verletzungen, wenn man jetzt Lennart Litera und Joel Lungelu rausnimmt, verschont geblieben. Vor allem unsere Leistungsträger waren stets mit an Bord und das hat uns eine gewisse Konstanz verschafft. Die Ups and Downs sind so ausgeblieben. Im Sommer 2024 haben wir bewusst den Kader kleiner gehalten und auf Qualität gesetzt. Natürlich ist dann das Risiko immer recht groß, dass dich eine Verletzung arg zurückwirft, aber wir hatten bis dato wirklich Glück, was Ausfälle anging. Von daher bin ich zufrieden.

Ist es für dich überraschend, dass ihr so erfolgreich durch die Runde gekommen seid? Mit einer so überragenden Bilanz konnte im Umfeld schließlich niemand rechnen, oder?

Nein, sicherlich nicht. Wir wussten, dass wir einen stabilen Kader zusammengestellt haben, der sicherlich zu den besten der gesamten BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB gehört. So haben wir mit Dennis Heinzmann, Moritz Hübner, Luca Kahl oder auch Viktor Ziring Spieler in unseren Reihen, welche allesamt über ProA-Erfahrung verfügen. Dies war vor allem in schwierigen Phasen ein großer Vorteil für uns, denn die Jungs konnten immer noch eine Schippe drauflegen und sich steigern. Dass wir die reguläre Saison mit einer Bilanz von 25 Siegen und einer Niederlage bzw. 18 Erfolgen in Serie beenden konnten, war schon überraschend. Meine Mannschaft aber hat kontinuierlich an sich gearbeitet und von daher gebührt ihr jegliche Anerkennung zu dieser starken Leistung.

Was die GIANTS in 2024/25 auszeichnet, ist die starke Defensive. Mit Abstand hat BAYER die wenigsten Punkte der gesamten BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB zugelassen. Das ist sicherlich kein Zufall...

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich als Coach großen Wert auf die Verteidigung lege. Im Angriff habe ich versucht, die Offensive einfach zu gestalten. Bedeutet, dass ich dem Team viele Freiheiten gelassen haben. In der Defensive war dies dagegen nicht der Fall. Der Trainerstab hat den Spielern klare Vorgaben gemacht und so haben wir eine Grundstruktur geschaffen. Ob über unsere starke Insidepräsenz, die athletischen Guards oder die Physis: Wir konnten in der Hauptrunde so ziemlich jeden Offensivstil des Gegners „matchen“. Die Defense ist ohne jeden Zweifel unser Steckenpferd.

Auffällig ist die Erfahrung, welche das Team alles in allem besitzt. Die komplette Truppe kommt auf weit mehr als 1.000 Spiele in der 2. Basketball Bundesliga. Wie wichtig war die "Routine" der Jungs für den Erfolg in der Regular Season?

Keine Frage, diese Erfahrung und Routine, welche die Mannschaft an den Tag legt, war mitentscheidend für die gute Bilanz in der Hauptrunde. Alleine bei langen Anreisen ohne Athletiktrainer nehmen die Jungs wie Dennis, Luca oder C.J. diese Rolle ohne Probleme an und kümmern sich beispielsweise komplett eigenständig um das Warm-Up. Das macht es für mich als Trainer deutlich einfacher, denn ich muss nicht bei jeder Übung dabeistehen. Die jüngeren Akteure nehmen solche Automatismen auch recht schnell an und das fördert unsere Talente, auch wenn diese in 2024/25 ein wenig Verletzungspech hatten. Das waren sehr gute Voraussetzungen für uns.

Mike Koch im Gespräch mit Sebastian "Manni" Brach / Foto: Frank Fankhauser
Mike Koch mit Sebastian "Manni" Brach / Foto: Frank Fankhauser

Für uns ist die erfolgreiche Rückkehr von Dennis ein absoluter Glücksfall.“

Gibt es eine Begegnung in 24/25, welche dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Die Begegnung beim SC Rist Wedel war schon eine sehr interessante Erfahrung. Kurz vor Weihnachten haben wir die knapp 900 Kilometer auf uns genommen und das war keine einfache Situation. Eigentlich lief auch alles gegen uns, denn Dennis war foulbedingt früh raus und am Ende hatte Wedel den Sieg eigentlich in der Tasche. Dass wir dann aus dem Norden noch diese zwei Punkte entführen konnten, grenzt an ein kleines Wunder. Dieser Erfolg war daher schon etwas Besonderes. 

Nach mehr als zwei Jahren ist Dennis Heinzmann wieder für die GIANTS zurück auf dem Parkett. Über seine Wichtigkeit muss sicherlich nicht gesprochen werden, aber hättest du ein solch furioses Comeback (Statistiken belegen es etc.) für möglich gehalten?

Für uns ist die erfolgreiche Rückkehr von Dennis ein absoluter Glücksfall. Niemand konnte auch nur im Ansatz erwarten, dass er nach zwei Jahren Verletzungspause so unfassbar stark aufspielt. Er investiert unheimlich viel Zeit in seinen Körper und wir sind alle froh, dass er gesund geblieben ist. Neben seiner Familie und dem Job so hart für die GIANTS zu arbeiten, ist ein großes Bekenntnis in Richtung Verein. Von daher kann ich nur meinen Hut vor Dennis ziehen. Wenn man seine Leistungen in 2024/25 sieht, dann ist er für mich zweifelsohne ein MVP-Kandidat.

Für dich persönlich war die aktuelle Spielzeit etwas "Neues": Erstmalig warst du als Headcoach in der ProB tätig. Wie würdest du das Niveau der Liga alles in allem beschreiben?

Die Liga verfügt über ein ordentliches Niveau, in der sich Spieler bestens entwickeln können. Der größte Anreiz für mich persönlich war, dass jede Mannschaft einen komplett anderen Spielstil an den Tag gelegt hat. Sei es die jungen Teams wie Wedel oder Bernau, welche den Court auf und ab gesprintet sind oder Neustadt, die mit ihren Spielern das „Eins-gegen-Eins“ forciert haben: Wir mussten uns Woche für Woche komplett neu einstellen und das ist schon eine Herausforderung. Die ProB ist für jeden Akteur, der sich für höhere Aufgaben empfehlen möchte, genau das richtige Sprungbrett.

Besonders war auch die Atmosphäre in der Ostermann-Arena. Mehr als 1.500 Zuschauer konnten die "Giganten" im Durchschnitt pro Spiel begrüßen. Wie wichtig war der Push von den Rängen für Euch als Team?

Das Publikum war für uns ein immens wichtiger Faktor in dieser Saison. Der Zuschauerzuspruch ist für ProB-Verhältnisse überragend, aber noch bedeutungsvoller war die Symbiose, die sich zwischen Fans und Mannschaft gebildet hat. Das Team hat sich vor und nach dem Spiel nie versteckt. Die Jungs haben sich mit unseren Anhängern unterhalten, fleißig Fotos gemacht und sich als nahbar präsentiert. Bedankt haben sich die Zuschauer mit ihrer lautstarken Unterstützung, welche vor allem in schwierigen Zeiten neue Impulse freigesetzt hat. Von daher möchte ich mich recht herzlich bei unserem sechsten Mann bedanken. Dies ist nicht selbstverständlich.

Nun stehen die Playoffs 2025 auf dem Programm. Mit welchen Gefühlen gehst du in die Aufstiegsendrunde?

Auch wenn wir als gesetzter Tabellenerster in die Playoffs gehen, so startet die Saison jetzt wieder bei null. Wir dürfen nicht den Fehler machen und irgendeinen Gegner auch nur ansatzweise unterschätzen. In jüngerer Vergangenheit gab es genügend Überraschungen für die Topteams in sämtlichen Ligen. Auf diese Erfahrung möchten meine Mannschaft und ich verzichten. Wir werden uns gewissenhaft auf jedes Spiel vorbereiten und freuen uns jetzt auf die heiße Phase im Frühjahr.

Das Gespräch mit Michael "Mike" Koch führte Pressesprecher Christopher Kwiotek


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